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Royal Opera House Muscat

Aktueller, kleiner Beitrag für "Reise Know-How OMAN", von Peter Franzisky und Kirstin Kabasci

Royal Opera House Muscat

Im Jahr der Fertigstellung und Einweihung der Sultan Qaboos Grand Mosque, wurde 2001 vom Sultan per Dekret der Bau eines Opernhauses beschlossen. Nach der Ausschreibung eines Wettbewerbs, wurde dem Londoner Architekturbüro Wimberly Allison Tong and Goo die Gesamtplanung des Großprojekts übertragen und nach nur vier Jahren Bauzeit, wurde das Royal Opera House Muscat im Oktober 2011 eröffnet.

„Wir haben einen Punkt in der langen Geschichte unserer Nation erreicht, an dem es an der Zeit ist, die Idee einer Weltkultur aufzugreifen und an seiner Entwicklung in größerem Maße Teil zu haben. In diesem Geist haben wir das Royal Opera House Muscat errichtet, für das omanische Volk und die Menschheit als Ganzes.“ So Sultan Qaboos. Oper als Weltkultur, an dem alle Anteil haben sollen und zu der jeder seinen Beitrag leisten kann. Freilich gibt es in einem Land, das bisher über keine eigene Theatertradition verfügt, eine Menge aufzuholen.

Die arabische Kultur hat eine reiche Tradition an Musik und Dichtung, aber ein Bildertheater war ihr lange fremd. Die Opern in Kairo (1869 eröffnet, zusammen mit dem Suezkanal) und Damaskus (1900), beide unter britischer bzw. französischer Vorherrschaft entstanden, waren das Resultat eines Kulturimports, der dann eine je eigene Fortschreibung fand. So ist es von nicht zu unterschätzender Bedeutung, daß das Royal Opera House Muscat das erste originär arabische Opernhaus ist.

Am 14. Oktober 2011 fand die feierliche Eröffnung statt. Ein kulturelles Großereignis, selbstverständlich in Anwesenheit Sultan Qaboos und internationaler Gäste, das weit über die Landesgrenzen hinaus große Beachtung fand. Gespielt wurde Turandot von Puccini, in prächtigem Kostüm- und Bühnenbild, mit großem Chor und dem Orchester der Fondazione Arena di Verona. Am Pult stand Plácido Domingo und Franco Zeffirelli war für die Inszenierung verantwortlich. Nicht anders als an der Met oder in Covent Garden war die künstlerische Leitung international besetzt und natürlich aus der ersten Liga der Opernwelt. Schon seit Sommer 2011 gab es vereinzelt Gastspiele, Anfang September Verdis Rigoletto, aber Turandot war die erste Eigenproduktion des neuen Hauses.

Schon vier Tage später spielte das 1985 gegründete Royal Oman Symphony Orchestra Plácido Domingo „Sings to Oman“, ein Abend mit Opernarien von Verdi über Mozart bis Bernstein. Seitdem geben sich die Großen der Musik- und Theaterwelt die Klinke in die Hand. Das London Philharmonic Orchestra und die Wiener Philharmoniker waren da, das Teatro alla Scala war mit einem Ballettabend zu Gast und natürlich auch Stars aus der arabischen Welt, wie Magida El Roumi aus Beirut und andere. Die ersten Vorstellungen waren alle ausverkauft, dabei verfügt das Theater im Parkett, den drei Rängen und Balkonen, über insgesamt 1100 Plätze.

In seiner Architektur steht das beeindruckende Gebäude in der arabisch-islamischen Tradition. Unmittelbar ans Opernhaus angrenzend und im selben Stil erbaut, gibt es die Opera Mall, mit Gastronomie, Geschäften und einem Kulturzentrum. Alles ist umgeben von einer Gartenanlage mit Wasserspielen, einem Heckenlabyrinth und schattigen Sitzgelegenheiten. Nähert man sich dem Haus bei Tag über die weißspiegelnden, mit Marmor gedeckten Vorplätze, so ist man derart geblendet, daß es einem ohne Sonnenbrille schwer fällt, die Augen offen zu halten. Bei Nacht, großartig beleuchtet, gleicht es dann vollends einem Palast aus Tausend und einer Nacht. Betritt man dann das Haus, so entfaltet sich eine beinah unvorstellbare Pracht an omanisch-arabischer Innenarchitektur. Die Foyers, Treppenhäuser und Gänge glänzen in Marmor, Edelhölzern und Gold und es gibt kaum einen Fleck, der nicht mit aufwendigen Arabesken geschmückt ist. Überall großartiges Kunsthandwerk bis in die letzten Details, feine Intarsien, prächtige Decken und diese Arbeiten wurden ausnahmslos von omanischen Handwerkern ausgeführt. 

Bei den Vorstellungen wird auf die Kleiderordnung geachtet. Die Omanis haben Nationaltracht zu tragen und die Herren unter den ausländischen Gästen, Anzug und Krawatte, die Damen Abendgarderobe, die nicht zu viel Haut frei lassen sollte. Auf der Bühne aber gibt’s das Dekolleté der Carmen und die Tutus der Ballettänzerinnen. Das alles stößt zwar nicht auf uneingeschränkte Bewunderung im Land, aber mit einem vielfältigen Programm, das immer auch dem eigenen kulturellen Erbe verpflichtet ist, versucht man die bestehenden Vorbehalte zu entkräften. Es gibt arabischen Jazz, klassisches Schlagwerk aus Oman und Japan, Tango aus Buenos Aires und Kindervorstellungen wie den Karneval der Tiere, „a Night at the Opera House for Children & their Families“.

„Wir zweifeln nicht daran, daß das Royal Opera House Muscat dazu beitragen wird das Welterbe, in seinen edlen Idealen von Frieden, Harmonie und Verständnis unter allen Menschen, weiterzutragen, wie sie es sich im wohlmeinenden und tief empfundenen kulturellen Vermächtnis der darstellenden Künste teilen.“ Sultan Qaboos.

Mi Ander,  April 2012

 


Royal Opera House Muscat 2012

Photos Mi Ander